Universit�t M�nchen,
Institut f�r Informatik,
Lehr- und Forschungseinheit f�r Programmierung und Softwaretechnik
Die Verteilung der Komponenten zwischen Klient und Server sorgt für eine erhöhte Komplexität, der man sich bei der Modellierung und Implementierung einer Web Applikation im Gegensatz zur "normalen" Applikation gegenübergestellt sieht. Conallen hat durch die Einführung der Web Application Extension for UML die Modellierung von Web Applikationen mit der UML vorangetrieben. Ein Ziel dieser Arbeit ist die systematische Erarbeitung einer Web Applikation mit dem von Conallen vorgestellten Prozess des Web Engineering. Die Modellierung und Implementierung der E-Commerce Applikation eines Produktkonfigurators steht dabei im Mittelpunkt.
Ein Produktkonfigurator ist ein System, das die Anpassung eines Produkts an die individuellen Bedürfnisse und Wünsche eines Abnehmers ermöglicht. Die Bestandteile des Produkts lassen sich durch mehrere zur Verfügung stehende Optionen gestalten, die ihrerseits vom Abnehmer variabel konfiguriert werden. In der Praxis setzen Unternehmen den Produktkonfigurator oft intern für Mitarbeitervergünstigungen (beispielsweise in Form von Geschäftswagen und Firmenhandy) ein.
Um ein Produktkonfigurationssystem zu entwickeln, werden die Anforderungen an ein solches System festgelegt und danach typische Anwendungsfälle identifiziert und erklärt. In der darauf folgenden Analysephase wurden die beiden Anwendungsfälle "Produkt konfigurieren" und "Durchsicht der getätigten Bestellungen" in statischer und dynamischer Hinsicht analysiert und durch Klassen- und Sequenzdiagramme modelliert.
Vor dem Übergang zur Designphase werden zwei grundlegende Einflussfaktoren auf diese erklärt: die Web Applikationsarchitektur und die Implementationstechnologie.
Nach Conallen werden drei Web Applikationsmuster (Thin Web Client, Thick Web Client, Web Delivery) dargestellt und gemäß dem Grad der Verlagerung der Geschäftslogik sowie nach dem verwendeten Kommunikationsprotokoll zwischen Klient und Server differenziert.
Ein weiterer Einflussfaktor auf die Designphase ist die Implementierungstechnologie. Aus diesem Grund wird ein Überblick von auf Java basierenden Implementationstechnologien (Java Servlets, JavaServer Pages, wingS) gegeben. Der Einsatz von JSP ermöglicht eine bessere Trennung von präsentationsun- und -abhängiger Geschäftslogik als die Java Servlets Technologie in Kombination mit Templatedateien. Wird jedoch XML für die Handhabung der Inhalts- und Präsentationsdaten verwendet, ist mit beiden Technologien eine gute Trennung möglich. Die wingS-Klassenbibliothek befindet sich zur Zeit noch im Beta-Stadium und bietet quasi keine Dokumentation. Wenn die Web Applikation von vielen Klienten genutzt werden soll, ist ein generelles Überlastungsproblem aufgrund der wingS Technologie nicht ausgeschlossen. Ein Einsatz im professionellen Bereich ist deshalb zur Zeit nicht sinnvoll ist.
In der Designphase wird für den Anwendungsfall "Produkt konfigurieren" die Web Applikation basierend auf einer Thin Web Client Architektur entworfen. Zur Identifikation von Webseiten hat Conallen vorgeschlagen, die in der Analysephase gewonnenen Sequenzdiagramme zu untersuchen und Control- bzw. Boundary-Objekte durch Zuordnung der Stereotypen «Server Page» bzw. «Client Page» zu transformieren. Diese Methode wird erweitert, da eine Control-Klasse nicht in jedem Fall zu einer Server Page-Klasse transformiert werden sollte. Eine solche Transformation ist nur dann sinnvoll, wenn das Control-Objekt mit einem Client Page- oder Server Page-Objekt interagiert. In letzterem Fall sollte jedoch von einer Transformation abgesehen werden, wenn das Control-Objekt keinen Teil der von der Server Page erzeugten Client Page anfertigt.
Abschließend wird die Realisierung der Web Applikation durch Einsatz der JavaServer Pages Technologie in der Implementierungsphase vorgenommen.